Plattformüberlegungen
als P2P Neuling - Teil 2

Veröffentlichungsdatum: 05.12.2025

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Hallo miteinander,

folgend die Fortsetzung unser kleinen Serie bzgl. Plattformüberlegungen als P2P Neuling oder wenn die Investition in eine neue Plattform ansteht. Teil 1 findet ihr hier. Es ging initial um einen Überblick, eine Darstellung der aus meiner Sicht guten 8 Kriterien. 3 davon, nämlich Anlagedauer, Rendite und die Verfügbarkeit eines Auto-Invests haben wir uns im Detail angeschaut. 

Insofern machen wir einfach weiter, wo wir in Teil 1 aufgehört haben:

4. Das Geben einer Rückkaufgarantie. Das ist der breite Standard im P2P Umfeld. Oft ist es verknüpft mit dem Überschreiten von Zahlungsterminen und soll Anlegern vermitteln, daß ihr Geld sicher ist, weil die Plattform im Zweifelsfall einspringt, wenn ein Kredit bei einem Kreditanbahner nicht bedient wird. Oft als Garantie bezeichnet, ist es letztlich zunächst mal ein Versprechen, welches dann über die Zeit entsprechend oft eingehalten wird oder eben auch nicht. Insofern vorsichtig sein mit dem Verständnis von “Garantie” in dem Kontext. Weiterhin aufpassen, wer euch dieses Versprechen gibt. Ist es die Plattform, also bspw. Loanch, Swaper, Mintos oder ist es der dort gelistete Kreditanbahner, also bspw. Tambadana. Wandoo finance, Eleving. In allen Beispielen ist es der Kreditanbahner und es wird auf der Plattform lediglich aufgeschrieben. Im Zweifelsfall gilt: schaut in die Kreditverträge hinein!
Die Finanzen des Kreditanbahners entscheiden kontinuierlich, ob aus dem Versprechen auch etwas Garantiertes wird. Für diese kontinuierliche Einschätzung hilft die unterjährige Veröffentlichung von Finanzzahlen. Das ist ein zentraler Punkt, um den Verlust von deinen Anlegergeldern zu vermeiden. Regulierung (6.) schaut bspw. darauf, daß diese Veröffentlichung auch passiert.

Es gibt auch Plattformen, welche bewusst ohne Rückkaufversprechen oder sonstige Garantien arbeiten. Da hat man nur die Chance über die gute Auswahl der Klienten oder Firmen hinter den Krediten oder man vertraut der Streuung und Glück, daß die erreichte Rendite die definitiv stattfindenden Ausfälle kompensiert. Kandidaten dieses oft “echtes P2P” genannten Segmentes sind bspw. Omaraha und Finbee. “Echt” in dem Sinne, daß es eben die ursprüngliche Form von P2P ist ohne Schnörkel, wie viele der 8 Punkte hier zum Thema. So schön die Ursprünglichkeit ist, so wenig würde ich als Neuling mit dieser Form anfangen!

5. Über P2P lassen sich alle möglichen Verleihaktivitäten abbilden, weil am Ende immer Geld von uns Privatmenschen fließt. Wofür das eigentlich verwendet wird, bildet oftmals den Fokus von Plattformen und deren Kreditklassen. Für mich ist das brauchbares Wissen, weil es etwas eingrenzt, aber keine K.O. Kriterium. Persönlich meide ich bspw. mittlerweile Immobilien oder alles, was mit Autos zu tun hat. Insofern ist hier wirklich alles möglich, Konsumkredite für Handys und Fernseher bei Danarupiah auf Income oder Tambadana auf Loanch, genauso wie Immobilien auf Crowdpear, Devon, Asterra.Estate oder Fintown. Maschinen und Landwirtschaft sind eine kleine Nische bei LANDE oder InSoil. Selbst Gaskraftwerke und Solarparks sind via Ventus.Energy möglich. Den klassischen Geschäftskredit kann man bei Debitum und Nectaro bedienen. Gefühlt gibt es für jede Kreditklasse eine passende Plattform. Das macht ja auch Sinn, weil eben von uns Privatmenschen Geld nach überall hin fließen kann.

6. Die Regulierung, zumindest in Europa, hat stetig seit 2020 zugenommen, wo durch Corona etliche Plattformen zum Opfer gefallen sind. Es gibt Lizenzen auf nationaler und europäischer. Obwohl Regulierung ein starkes Wort ist, sollte man nicht die Illusion haben, daß P2P damit sicher ist. Es ist lediglich ein Fundament für die Plattformen, welche sich diesen mit der Regulierung verbundenen Standards unterwerfen. Es geht also generell um die Vermeidung von Szenarien á la Webseite geht offline und der Eigentümer türmt mit großen Koffern voller Bargeld ins Ausland. Damit das eben nicht passiert, wird einer neutralen Instanz kontinuierlich auf die Plattformen geschaut wird, um eben die Einhaltung dieser Mindeststandards zu prüfen.
Ich habe im Folgenden verstärkt auf die Regulierung in Lettland geschaut. Vieles wird über Audits abgebildet, welche manchmal Schwerpunkte auf Prozesse oder Rollen oder Funktionen oder eine Mischung daraus haben. Im Thema Prozesse geht es stark um Datenschutz, Geldwäsche, Kundenkennung, Reporting, IT. Unter Rollen bspw. ist zu verstehen, daß bei der Besetzung von leitenden Führungspositionen genehmigt werden muss, wer es wird. Der Regulator prüft den Ruf, die Unabhängigkeit, den Lebenslauf und jeweils Hintergründe dazu. Größere, quer durch genannte Auflistung, wie bspw. Onboarding, liegende Themen werden separat beleuchtet so das der Start eines neuen Produktes nicht so einfach und schnell geht, wie man das denken mag. Dazu kommt noch Weiterbildung in der gesamten Mannschaft hinter der Plattform.
Wie eine Perlenschnur zieht sich dabei das Interesse nach Finanzen durch, weil die Regulierung die jährliche Veröffentlichung von auditierten Jahresberichten erzwingt. Gleichzeitig müssen die Kundengelder von Plattformgeldern getrennt aufbewahrt werden. Eine Eignungsprüfung für Investoren ist vielleicht das offensichtlichste Unterscheidungsmerkmal zu nichtregulierten Plattformen, genauso wie Beschreibungen worin man eigentlich investiert, sogenannte Broschüren. Es wird aber nicht nur in die Vergangenheit geschaut, sondern es werden auch Zukunftspläne abgeklopft. Gleichzeitig dürfen keine eigenen Projekte finanziert werden und es wird viel mit Gremiumsstrukturen gearbeitet, also mehrere Augen-Prinzip. Hier und da wird damit geworben, daß nicht investiertes GEld bis 20.000 € geschützt ist, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das ein Investor überhaupt will, weil cashdrag doch ein echtes Ärgernis ist. Wichtig ist, dass die Regulierung nur die Plattform betrifft und wie sie mit euren Geldern umgeht, nicht was der Kreditanbahner damit macht! Investiertes Geld ist daher nicht geschützt, da die Plattform nicht für die Kreditanbahner haftet.

Wenn sich Plattformen also für eine Regulierung entscheiden, dann werden sie durchleuchtet. Das bindet Zeit, Ressourcen, ist also teuer. Über das Enthüllungsrisiko kann ich dabei nur spekulieren. Die bisherige Erfahrung ist jedenfalls, daß Scams diesen Aufwand scheuen. Nectaro bspw. war direkt ab Beginn seiner Geschäftstätigkeit reguliert. Das war sicher nicht der entscheidende Faktor für den Erfolg der Plattform, aber hat sicher einen Teil zur Skalierung beigetragen.

7. Ein Zweitmarkt ist eine Möglichkeit mehr oder minder zuverlässig und schnell aus seinen Investitionen auszusteigen. Gründe können sein: Liquidität gewinnen, umstrukturieren oder auch nur ausgefallene Kredite für einen Schlussstrich abstoßen. Varianten für Zweitmärkte gibt es 3, welche wir bereits hier in 2 Blog Artikel (Teil 1 und Teil 2) beleuchtet haben. Wie gut das in Summe funktioniert, hängt ganz von der Plattform ab. Bei Plattformen mit in Summe mehr Nachfrage wie Angebot funktioniert das natürlich super, weil jeder nach Krediten sucht und zum Teil sogar der Auto-Invest automatisch zuschlägt. Andersherum liegen die Kredite natürlich ohne Käufer wie Blei im Zweitmarkt herum. Gut funktioniert es aus meiner Sicht auf Swaper, Robocash, Ventus und Mintos. Esketit hat vor ihrem Umzug von Irland nach Kroatien ebenfalls gut funktioniert. Ob das wieder so wird, wird sich zeigen. Im Falle von Estateguru sieht man, wie es nicht mehr funktioniert, wenn die Nachfrage wegbricht.

8. Es gibt aber auch Plattformen, welche einfach keinen Wert auf bspw. Regulierung, oder auditierte Finanzen legen und stattdessen einfach “liefern”. Sie konzentrieren sich auf ihr Kerngeschäft und lassen die Resultate für sich sprechen, bauen sich also einen besonderen Ruf auf. Gern wird das auch als “track record” bezeichnet. Sie sind also an sich eher verschlossen, weil Sie es können, da bspw. unreguliert und auch gern bleiben wollen. Wenn wir uns einfach mal 2 herausgreifen, welche aus meiner Sicht echt einen starken und besonderen Ruf haben, dann sind das Peerberry und Swaper.

Peerberry bspw. hat als Plattform noch nie Finanzen veröffentlicht. Die Landesgesellschaften als Kreditanbahner, welche Kredite listen, genauso wenig. Lediglich die dahinterliegende Aventus-Gruppe, welche beides zusammenhält, tut dies und sichert den überwiegenden Teil mit Buybackversprechen und sogar einer Gruppengarantie ab. Dass sie hochprofitabel sind, können wir nur annehmen, wenn wir deren Blog Artikel vertrauen oder den Fakt beleuchten, daß die 52 Mio. € in der Ukraine festsitzenden Investorengelder durch den Russland-Ukraine-Krieg aus eigener Tasche in knapp 2,5 Jahren an die Anleger zurückgezahlt worden sind. Zudem sind die Zinsen kontinuierlich seit meinem Investieren Anfang 24 am sinken, was ich als Qualitätsmerkmal interpretiere. Schlecht für den Verdienst, aber potentiell gut für die Sicherheit des Geldes, da die Kreditanbahner stärker werden.

Swaper ist seit 2016 am Markt und hat erst seit knapp 2 Jahren Statistiken bzgl. Nutzerzahlen, Kreditvolumen pro Monat, etc. veröffentlicht - die Jahresberichte für das vergangene Jahr kommen in der Regel erst im Oktober. Sie sind nicht reguliert und dennoch ist bisher kein einziger Cent an Anlegergeldern verloren gegangen, wobei Sie zudem profitabel sind. Ich würde also auch einen Track record sehen. Die jüngsten Zinsreduktion und die Beschneidung des Loyalitätsprogrammes ab Anfang 26 sprechen eine deutliche Sprache.

An der Stelle auch noch ein Negativbeispiel aus meiner persönlichen Erfahrung, was natürlich kein besonderer Ruf ist und sicher nicht repräsentativ, aber eben ein Beispiel von mir ist. Auf der Plattform Bondster stehen 1.643 € als “über 60 Tage” verspätet. Dieser Zustand besteht jetzt seit Jahren. Für mich betrachte ich dies als ausgefallen, obwohl ich es als Solches bisher nicht in der Steuer berücksichtigt habe. Die 1.643 € verteilen sich dabei auf 4 Kreditanbahner, nämlich Crediface, Alende, Rightchoice und Jijenge. Das Rückkaufversprechen der Kreditanbahner vermittelt Bondster nach 60 Tagen, aber auch Jahre später habe ich noch nichts erhalten, obwohl es die Kreditanbahner noch gibt. Dieses Lehrgeld sind Relikte aus meiner Anfangszeit von P2P. Damals in 2022 und Anfang 2023 habe ich dem Rückkaufversprechen naiverweise total geglaubt, wenig bis keine Untersuchung bzgl. Ruf, Finanzen, hinter dem Kredit liegende Produkte, … betrieben und bin einfach hohen Zinsen hinterher gelaufen. Grad beim Schreiben fallen mir soviele gemachte Fehler auf :-) …. zurück zu: die kleine Serie hilft euch daher hoffentlich genau das zu vermeiden. Ich sage damit übrigens nicht, daß Bondster eine schlechte Plattform ist allerdings die Auswahl der Kreditgeber über euren Erfolg entscheidet. Mit ITF bspw. fahre ich sehr gut seitdem ich einige Dinge gelernt habe und noch lange nicht fertig bin.

Damit hätten wir Teil 2 von 3 eingetütet und die 8 Faktoren ausführlich dargelegt. Nächste Woche soll es um einen praktischen Vergleich in den 8 Punkten für 2 Plattformen gehen, bei welchen ich zum eigentlichen Verfassen des Artikels noch nicht investiert war. Es geht also ans Eingemachte. Blickwinkel ist dabei stets, ob eine Plattform für mich interessant ist oder eben nicht. 

Bis dahin eine gute Zeit und bei Fragen gerne an uns wenden. Ihr könnte das als direkte Nachricht machen, oder aber auch in der Telegram Community oder auf YouTube als Kommentar.

Eure Macher
Alex & Aurum